Wie Krone, FPÖ und ÖVP einen ultrarechten Autorowdy feiern

Seit gestern kursiert im Netz ein Video, das beweisen will, dass der Fahrer der Grünen Parteichefin Eva Glawischnig ein böser Autoraser ist. Die Krone titelte: „Zeuge filmte wilde Dienstfahrt von Glawischnig“. Die zeitungsähnliche Druckschrift „Österreich“ schlagzeilte: „Glawischnig: Mit 160 km/h auf A2?“. Immerhin, ein Fragezeichen haben sie noch angepickt. Das angebliche „Beweisvideo“ wurde allein auf Youtube schon 51.000 mal abgerufen. Die FPÖ hat es hervorgekramt und auch in der ÖVP jubelt man jetzt: Die Grünen sind halt nur Pharisäer, die Wasser predigen und Wein trinken. 

Sieht man sich die Sache genauer an, ist das alles sehr fragwürdig. Auf dem Video sieht man – exakt nichts. Man sieht ein grünes Auto das in der Überholspur fährt wie viele andere Autos auch. Tempo 160 ist eher unwahrscheinlich. Wird vom Videomacher einfach behauptet. Beweise gibt es keine. Ob so eine Elektrokarre überhaupt 160 Sachen hergäbe? Keine Ahnung.
Dass der Fahrer drängelt – leider auch nicht zu sehen. Um nicht missverstanden zu werden: Möglicherweise fuhr Glawischnigs Fahrer zu schnell – vielleicht aber auch nicht. Vielleicht hat er gedrängelt – vielleicht aber auch nicht. Auf dem Video ist nichts davon zu sehen. 
Was man aber sieht, ist, dass ein Autofahrer ein grünes Auto filmt. Und dass dieser Autofahrer offenbar währenddessen selbst ein Auto lenkt – und dass er dabei schneller fährt als das Glawischnig-Auto, weil er ihm ja sukzessive näher kommt. Natürlich ist es möglich, dass ein Beifahrer filmte, aber das ist eher unwahrscheinlich, denn in diesem Fall wäre das Video wohl nicht so verwackelt. Dafür spricht auch, dass der Videomacher schreibt: 
Mit mindestens 160 Sachen hat mich am Freitag Frau Glawischnig (Aufschrift am Auto „Ich bin Elektro, ich bin die Zukunft. Die Grünen“ auf der A2 im Bereich Baden Richtung Graz überholt und fuhr sämtlichen Leuten am 3. Fahrstreifen auf (Blinker Links – das „Schleichts Euch“ Zeichen). Das Video ist etwas verwackelt, da sie unmöglich einzuholen war und ich darum mit Zoom arbeiten musste.
Das heißt im Klartext: Der Zeuge, der da von ÖVP, FPÖ, Krone & Co. gefeiert wird, weil er Grünes Fehlverhalten aufdeckt, hat überhaupt nichts aufgedeckt (weil ja nichts bemerkenswertes auf dem Video zu erkennen ist), aber er ist offenbar ein Autorowdy, der filmt, während er fährt. Wer das schon einmal versucht hat, weiß: es ist ziemlich schwierig, auf das Display zu gucken und sich dabei gleichzeitig auch nur minimal auf den Verkehr zu konzentrieren. 
Der Autorowdy, der in seinem Youtube-Kanal ansonsten übrigens vor allem diverse rechtsextreme Videos postet, hat also das Leben anderer Verkehrsteilnehmer gefährdet. Und er ist offenbar auch noch strohdumm: Denn er hat eine grobe Gesetzesübertretung begangen, andere gefährdet und danach das Video auch noch auf seinen Youtube-Kanal hochgeladen! Er erinnert damit an jene grenzdebilen Einbrecher, die in Häuser einsteigen, ein paar Wertsachen einstecken, sich dann am Computer in ihren Facebook-Account einloggen und danach vergessen, sich auszuloggen – sodass die Polizei sie nur mehr von zu Hause abholen muss.  
Dürfte also auch in diesem Fall für die Polizei hoffentlich nicht schwer sein, den Kerl auszuforschen. Man sollte ihm den Führerschein schleunigst abknöpfen. 
PS: Und nur um das klarzustellen: Ich bin weder ein besonderer Freund von Frau Glawischnig, noch bin ich von jeder grünen Forderung nach Geschwindigkeitsbegrenzungen begeistert, und persönlich steig ich schon mal ganz gern auf das Gaspedal. Aber so, bitteschön, gehts auch wieder nicht. 


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