Wenn die ÖVP ihre Wehrpflicht-Argumente ernst nimmt, müsste sie auch für die Gesamtschule sein

Manche Aspekte in der Wehrpflicht-Debatte finde ich ja richtig lustig. Am Lustigsten finde ich ja, dass sich die ÖVP in dieser Diskussion als „soziale Gleichheitspartei“ positioniert. Wenn man die wichtigsten Argumente hier zusammenfasst, dann lauten die folgendermaßen: 
Beim Bundesheer begegnen sich Menschen unterschiedlicher Milieus als Gleiche. Und man lernt, etwas für das Gemeinwohl zu tun und nicht nur seinen Eigennutz im Auge zu haben. 
Sehr schön formulierte das der Salzburger ÖVP-Jungpolitiker Asdin El Habassi beispielweise in der ZiB-24 vom Freitag: 
„Es war das erste Mal, dass man mit anderen Leuten aus verschiedenen Gesellschaftsschichten zusammen gekommen ist. Da waren Lehrlinge, da waren Maturanten, das waren Berufstätige, Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen ohne Migrationshintergrund.“
Und damit hat er zweifelsfrei nicht völlig unrecht. 
Was uns hier eher erstaunt ist, dass das für die ÖVP ein erstrebenswertes Ziel ist. Das ist dann doch eine überraschende und erfreuliche Neuigkeit. 
Denn denken wir nur an andere Diskussionen, etwa die Debatte um eine gemeinsame Schule aller Sechs- bis Vierzehnjährigen. Für die spricht ja nicht zuletzt das Gleichheitspostulat, dass alle die gleichen Chancen haben sollen und es nicht die Winnerschulen für die Privilegierten und die Loserschulen für die Verlierer geben soll. Sondern dass alle etwas davon haben, wenn sich junge Menschen – in dem Fall Kinder – unterschiedlichster Milieus als Gleiche begegnen; dass das den sozialen Zusammenhalt, den Lernerfolg, und den egalitären Geist der Gesellschaft befördern würde. 
In dem Fall ist die ÖVP aber erstaunlicherweise dagegen – und zwar nicht zuletzt, weil sie gegen einen solchen egalitären Geist ist, weil einzelne Pressuregroups ihre Statusrivalität nach Unten ausleben.
Anders gesagt: Weil die ÖVP seit Jahrzehnten solche „Begegnungen als Gleiche“ im Schulwesen verhindert, deshalb passiert es jungen Menschen wie diesem ÖVP-Politiker, dass sie beim Bundesheer das erste Mal in ihrem Leben „mit anderen Leuten aus verschiedenen Gesellschaftsschichten zusammen gekommen“ sind.
Und umgekehrt: Wenn die ÖVP aus diesen Gründen für die allgemeine Wehrpflicht ist, dann sollte sie auch für die Gesamtschule eintreten. 
Oder ansonsten zu diesem Thema einfach die Klappe halten. 


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