Schallenbergs Pannen-Start

Die ÖVP braucht eine radikale Trennung von ihrem Skandal-Obmann und den Sebastian-Kurz-Methoden.

Alexander Schallenberg hat einen derart kapitalen Fehlstart hingelegt, dass man ihm entweder mit Amüsement oder mit Mitleid gegenüber steht. Seine Auftritte bereiten geradezu körperliches Mißvergnügen, sie sind so lachhaft, dass es eine Renaissance der alten „Graf Bobby“-Witze gibt. Schallenberg gibt absurde Treueschwüre zu Sebastian Kurz ab, wagt keine Spur der Distanzierung zu seinem Skandal-Vorgänger, bringt keine Verurteilung der Sebastian-Kurz-Methoden über die Lippen, und in seinen Antritts-Interviews beteuerte er in aufreizender Ahnungslosigkeit, völlig unbeleckt von politischem Basiswissen zu sein. Er spricht von „hunderttausenden Langzeitarbeitslosen“, und man glaubt ihm sofort, dass er keinen blassen Tau davon hat, ob in diesem Land hundert-, zweihundert- oder fünfhunderttausend Menschen Langzeitbeschäftigungslos sind (es sind 120.000).

Ausgeprägtes politisches Geschick würde ihm nach den ersten Pannen-Wochen im Amt wohl niemand mehr unterstellen. Aber es ist nicht nur persönliches Unvermögen.

Noch immer ist die ÖVP nicht bereit, sich vollends vom System Kurz und den sattsam bekannten Sebastian-Kurz-Methoden zu distanzieren. Mit Sebastian Kurz ist eine verschworene Jungmänner-Truppe aufgestiegen, die nur Freund oder Feind kannte, die auf bedingungslose Gefolgschaft setzte, auch im Kreise der Ministerinnen und Minister beispielsweise. Und diese Minister des Systems Kurz sind weiter im Amt. Nur ein kleiner Teil der Hauptverdächtigen rund um Sebastian Kurz hat die Polit-Kabinette und Strippenzieher-Posten verlassen müssen, selbst der Kabinettchef des Bundeskanzlers ist weiter im Amt. Und Sebastian Kurz selbst sitzt noch immer als Klubobmann und Parteichef im Parlament.

Man sieht Alexander Schallenberg an, dass er bei jedem Auftritt Angst hat, sodass er vollständig verkrampft. Geht er auf Distanz zu Kurz, hat der die Kamarilla des Ex-Kanzers sofort im Nacken, die ja sattsam gezeigt hat, dass ihr jedes Mittel recht ist, dass sie weder auf Legalität, noch auf Moral, und schon gar nicht auf so altmodische bürgerliche Werte wie Ehrlichkeit viel gibt. Deswegen wirkt Schallenberg bei jedem Interview wie eine Geisel, die eine Videobotschaft aufzeichnet, während ihr die schwerbewaffneten Geiselnehmer im Nacken sitzen.

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Die ÖVP wäre gut beraten, sehr sehr schnell den vollständigen Bruch mit Sebastian Kurz und seinen Methoden zu vollziehen, in ihrem eigenen Interesse.

Sie zögert den Bruch mit einem Mann hinaus, der politisch erledigt ist und künftig nur mehr mit seinen Gerichtsproblemen beschäftigt sein wird. Solange sie ihn in einer einigermaßen herausgehobenen Stellung belässt, wird sie gezwungen sein, ihn tagtäglich zu verteidigen, und in regelmäßigen Abständen werden neue Enthüllungen kommen. Sie muss sich von diesem Irrweg, auf den Kurz sie geführt hat, emanzipieren, kann es aber nicht.

Schallenberg hätte mit der Ansage antreten müssen, ein neues Kapitel aufzuschlagen, mit den düsteren Sebastian-Kurz-Jahren aufzuräumen, er hätte sich als Mann der Moral und der Ehrlichkeit präsentieren müssen. Der gestrauchelte Ex-Kanzler hängt wie eine Stahlkugel an seinem Bein und zieht ihn runter.

Sebastian Kurz war eine Trägerrakete, die die ÖVP in Siegersphären trug, aber er ist jetzt ein Klotz, der sie in den Untergang ziehen wird, wenn sie nicht schleunigst einen klaren Schnitt zieht.

3 Gedanken zu „Schallenbergs Pannen-Start“

  1. Das ist ganz sicher einer der ALLERBESTEN Kommentare, die man zu diesem – sehr traurigen – Kapitel österr. Innenpolitik zuletzt lesen konnte. Die ersten Auftritte des Hr. Schallenberg waren mehr als peinlich und so manche seiner Wortmeldungen waren völlig entbehrlich. In unserem Land ist – politisch betrachtet – ohnehin schon soviel zertrümmert… da brauchen wir nicht auch noch einen Bundeskanzler, der wie ein Elefant im Porzellanladen herum trampelt.

  2. Sebastian Kurz sorgt sich um das Wohl Österreichs (alle lachen!)

    https://www.youtube.com/watch?v=M1dMOxXslpI

    Ich habe sie heute erst „kennengelernt“ – siehe oben. Was und vor allem woher wussten sie dies damals schon – Sommer 2016 – über den jetzt schwer Gestrauchelten ?

    Und warum wurden die Hintergründe seines schnellen Aufstiegs nicht bekannt, bzw. werden noch immer verschwiegen ?

    Welcher Dreck klebt an den Stecken der Oldies in der „Familie“, den Grossvätern sozusagen ?

    Ich hätte noch einige anregende Fragen dazu …..

    MfG

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