Georg Hoffmann-Ostenhof, profil-Kolumnist, Arbeiter-Zeitungs-Legende und vor allem: Freund seit Jugendtagen (meinen Jugendtagen, nicht seinen), ist 60 Jahre alt.
Ich gratuliere!
Georg Hoffmann-Ostenhof, profil-Kolumnist, Arbeiter-Zeitungs-Legende und vor allem: Freund seit Jugendtagen (meinen Jugendtagen, nicht seinen), ist 60 Jahre alt.
Ich gratuliere!
Unter dieser Rubrik werden interessante Neuigkeiten über das Verhalten der ÖVP nach ihrer Wahlniederlage dokumentiert. Für den Fall, dass die ÖVP doch noch bereit sein sollte, zu einer staatspolitisch verantwortlichen Rolle zurückzufinden, biete ich allerdings jetzt schon an, mich für alles Gewünschte zu entschuldigen, die Ehrenhaftigkeit aller Gatten und Gattinnen, Geliebter und Geliebten aller ÖVP-Funktionäre zu bezeugen und sogar eine Ehrenerklärung für den Gatten der Gesundheitsministerin abzugeben. Dazu hat sich, was bestimmt nicht ohne Grund sein kann, bisher ja nur eine Person in diesem Land bereit gefunden (Josef Cap)
Graff fordert Schüssels Rücktritt
18. 10. Endlich geht es los – Michael Graff, einstiger ÖVP-Generalsekretär, fordert als erster öffentlich Schüssels Rücktritt: "Ich sage: Schüssel muss gehen. Er hat einen Scherbenhaufen angerichtet – nach vielen großen Leistungen. Er kann jetzt nicht mehr weiter herum tricksen, es soll sich endlich ausgetrickst haben."
Weiter so!
Was auch eine schöne Pointe der Geschichte ist: Schüssel ließ die Grünen 2002 auflaufen. Hätte er mit ihnen koaliert, wäre er wahrscheinlich Kanzler geblieben. In dem Fall ist vielleicht nicht die Weltgeschichte das Weltgericht, aber zumindest die Lokalhistorie das Bezirksgericht.
Schüssel im O-Ton
Im Kurier vom 15. Oktober deutet der Wahlverlierer erstmals die Möglichkeit einer ÖVP-FPÖ-BZÖ-Koalition an: "Wir lassen uns nicht unter Druck setzen, weil es angeblich nur eine Möglichkeit gibt".
"Das wichtigste Entgegenkommen ist, dass wir jetzt an den Verhandlungen teilnehmen" – sagte Schüssel am 11. Oktober, um damit weiter "Kompromisse" auszuschließen.
Black Jokes – Jokes about Blacks
Kennen Sie den schon?
Schlagzeile: Gusenbauer: "Er wollte, dass ich Gebieter zu ihm sage."
Folgendes freilich ist kein Witz, sondern ernst gemeinter Inhalt einer ernst gemeinten Tickermeldung:
"ÖVP wirft SPÖ Postenschacher vor" und weiter: Auch Grasser besorgt: "Am meisten Sorgen macht mir, dass die SPÖ nicht einmal grundsätzlich gesagt hat, dass man keine politischen Eingriffe bei Postenbesetzungen wolle". Grasser! Man fasst es nicht! Haben Sie keinen Unglaubwürdigeren gefunden?
Noch nicht einmal mit der Regierungsbildung beauftragt, hat Alfred Gusenbauer schon das "Branding" seiner Kanzlerschaft besorgt: "Ich will ein Volkskanzler sein", sagte er in allen Interviews. Von wem stammt die Catch-Phrase? Von Gusenbauer – oder verdankt er den Spin, den er seiner Regentschaft verleihen will, gar Wolfgang Fellner?
Auch auf der Webpage der taz, der tageszeitung aus Berlin, wird neuerdings wild geblogt. Auch ich habe dort ein Weblog, in dem zwar nicht immer anderes als in diesem Blog zu finden sein wird – aber gelegentlich vielleicht doch. Blogaddicts können ja mal vorbeischauen.
Wer ist, was kann Alfred Gusenbauer? Die Frage wird uns noch länger beschäftigen. Hier Ausschnitte aus einem politischen Porträt, das ich im Jahr 2002 in der "Neuen Gesellschaft / Frankfurter Hefte" veröffentlichte, dem SPDnahen Intellektuellenblatt, das von der Friedrich-Ebert-Stiftung herausgegeben wird. Der Schlüsselsatz, der heute noch gilt: "Wahrscheinlich würde Alfred Gusenbauer sogar ein recht guter Bundeskanzler sein." Annäherung an einen Bundeskanzler, Erster Teil
Wie sehen Sieger aus? Wie Gusenbauer. Und wer bleibt eine Fussnote der Geschichte? Schüssel! Wer hätte das gedacht.
Der Nebel senkt sich. Aus Emotionen wird Nüchternheit und vielleicht aus erster Nüchternheit auch eine Emotion – schließlich sind aufgeklärte Bewohner der Mediengesellschaften trainiert darauf, ihren eigenen Emotionen mit angebrachter Skepsis zu begegenen.
Nun also, langsam kann man sich der Freude hingeben, dass wir "DIE" los sind, die arroganten Umfärber und die Hetzer. Die größte Freude vielleicht: dass Schüssel, dieser petit grande homme, nach nur sechs Jahren wieder verjagt wurde. Er wollte das Land nachhaltig prägen wie Kreisky und brachte es nur zur Fussnote der Geschichte – wie Klaus, wie Sinowatz. Ansonsten freilich eine seltsame Ungerührtheit – irgendwie sieht die Stadt auch nicht anders aus als vorgestern, sie wird von den selben Leuten bewohnt. Dass diese Regierung de facto weg ist, fällt im Alltag eben kaum auf – was ja nicht schlecht ist, sie ist uns im Alltag ja auch nicht so aufgefallen, als sie noch da war.
Und Gusenbauer? Vielleicht haben wir ihn alle unterschätzt. Vielleicht hatte er recht, und alle, die ihn zuletzt mit wachsender Skepsis betrachteten, unrecht.
Die Schüssel-Haider Koalition ist Geschichte, die SPÖ wieder stärkste Partei. Aber was folgt daraus? Ein Kommentar für den Standard, Ausgabe 2. Oktober. (Fertiggestellt 1. Oktober, 19 Uhr)
fragte mich das Wiener Magazin "Datum". Klar, wird schon gehen, sagte ich. Das ist das Ergebnis.
Ob ich erklären könne, dass man SPÖ wählen soll… weiterlesen
Rot-Grün – ein Nachruf. Datum, Juni 2005
Ein Kommentar für das Jahrbuch der Zukunftswerkstätte, Oktober 2005
Wie der Kommerz in alle Poren dringt. Schwierig, aber noch immer faszinierend und von erstaunlicher Aktualität: "Das Kapital" von Karl Marx. Eine Rezension für den "Fluter", die Online-Zeitung der deutschen "bundeszentrale für politische bildung". April 2004