Brand Statement

Modemacher oder Terrorhelfer? In Dänemark stehen Betreiber eines T-Shirt-Labels vor Gericht. taz, 20. 11. 2007


Das heikle juristische Verfahren, dem sich ein linkes T-Shirt-Label in
Dänemark gerade stellen muss, wirft nicht nur politische Fragen auf. Das
Label "Fighters + Lovers" hatte T-Shirts mit der Aufschrift der
kolumbianischen FARC-Guerilla und der palästinensischen PFLP vertrieben,
und den Reingewinn den beworbenen Gruppen zukommen lassen. Die stehen
aber auf der EU-Terrorliste. Nun kann man lange über die Frage
debattieren, ob die betreffenden Organisationen einen legitimen Kampf
führen und, wenn ja, ob sie dies mit legitimen Mitteln tun. Unabhängig
davon muß man aber fragen, ob eine Unterstützung wirklich juristisch
geahndet werden soll.

Vor knapp 25 Jahren liefen Polit-Aktivisten in ähnlichen Fällen mit
scheppernden Konservenbüchsen rum und sammelte unter dem Motto "Waffen
für El Salvador". Heute werden T-Shirts gedruckt, und deren Markterlös
kommt den Freischärlern zugute. Damit gehen Radikalität und Kommerz eine
seltsame Synergie ein, die beide einfärbt.

Am T-Shirt wird die Parole zum Lifestyle-Accesoire. Wer es trägt, will
sich als radikal modellieren. Auch das Steigerungskalkül,
Charakteristikum schlechthin der Konsumwelt, lässt sich hier aufspüren.
Wenn das T-Shirt mit dem Che-Konterfei schon von jedem Softi getragen
werden kann, muss, wer als echter Radikaler gelten will, die Dosis
steigern. Auch FARC und PFLP sind dann Chiffre eines radical chic, der
häufiger auf den Catwalk als in den Gerichtssaal führt.

Oft bedienen sich Politaktivisten bei der Zeichensprache der Modewelt.
Doch bald ist der Aktivist vom Labelbetreiber kaum mehr zu
unterscheiden. Umgekehrt ist es genauso: Schwer ist es, als kleiner
Wäscheproduzent die Aufmerksamkeitsschwelle zu überschreiten. Leichter
ist das, wenn man die Produkte zu "Social Fashion" erklärt. Dann wirbt
nicht nur die Firma für die Sache – sondern auch die Sache für die Firma.

Wer glaubt, man solle die Unterstützung fernab agierender Freischärler
durch solidarische T-Shirt-Händler verbieten, der macht sich im "Kampf
gegen den Terror" lächerlich. Schwerwiegende politische Dummheiten
sollte man politisch bekämpfen. Minderschwere ignoriert man besser.

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