Hurra, wir machen Wien zur Geisteswüste!

Vor ein paar Tagen erhielt ich folgende Mail:

Sehr geehrter Herr Misik,

am 4. November 2010 wurde uns seitens des Wissenschaftsministeriums mitgeteilt, dass die Basisförderung für fast alle außeruniversitären Forschungseinrichtungen eingestellt wird. Davon ist das IFK auch betroffen! Dieser Kahlschlag für den Wissenschaftsstandort Wien erfolgt offenbar unter rein finanzpolitischen Gesichtspunkten. Damit wird die erfolgreiche Arbeit von mehreren, international angesehenen Forschungszentren in den Bereichen Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften sowie Naturwissenschaften zerstört.

Prof. Dr. Helmut Lethen
Direktor
IFK Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften

Und man mag es gar nicht glauben: 28 Millionen Euro sollen die sogenannten „außeruniversitären Forschungseinrichtungen“ in den kommenden Jahren einsparen. Soll heißen: Sie sollen ihre Existenz einstellen. Wie verrückt das ist, begreift man, wenn man sich ein paar Dinge vor Augen führt.

Erstens: Die betroffenen Insitutionen – etwa das IFK, das Institut für die Wissenschaften vom Menschen, das Österreichische Institut für Internationale Politik ÖIIP – gehören zu den international renommiertesten Einrichtungen ihrer Art. Zweitens: Mit ihren öffentlichen Tagungen und Veranstaltungen prägen sie das intellektuelle Klima und die Debatten in der Stadt. Mit ihren ohnehin beschränkten Mitteln bringen sie oft die tollsten Denker, Forscher oder Autoren nach WIen. Viel öfter, als das die verschnarchten universitären Institutionen schaffen. Drittens: Über ihre Fellowship-Programme bringen sie junge und renommierte Forscher zusammen und sie bringen Wissenschaftler aus allen Weltgegenden einige Monate nach Wien. Damit werden Fäden geknüpft, die oft jahrzehntelang produktive Wirkung entfalten – wieder für das geistige und intellektuelle Leben der Stadt, was in Geld überhaupt nicht zu messen ist.

Wer, wegen vergleichsweise bescheidenen 28 Millionen Euro Einsparnis glaubt, all das einfach wegschneiden zu müssen, der hat offenbar nicht mehr alle Tassen im Schrank. Oder, was wahrscheinlicher ist: Die weiß gar nicht, was sie tut, weil sie die Institutionen einfach nicht kennt, keine Ahnung hat vom gesellschaftlichen und intellektuellen Nutzen der betroffenen Institutionen. Die ist einfach inkompetent. Mit dieser Maßnahme krönt die Wissenschaftsministerin Beatrix Karl ihre ohnehin blamable Performance. Sagen wir es offen: Im Grunde ist eine Bildungspolitikerin, die obige Kürzungen auch nur andenkt, in ihrer Funktion nicht mehr tragbar. Gegen diesen budgetären Wahnsinn kann man übrigens hier unterschreiben.

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