Neue Daten: Noch mehr Ungleichheit in Österreich

Man muss weit lesen im aktuellen Sozialbericht der österreichischen Bundesregierung, aber hinten ab Seite 233 gibt es ziemlich brisante Daten. Neue Erhebungen von Forschern der Nationalbank (OeNB) zeigen, dass die Vermögensungleichheit in Österreich noch einmal erheblich schärfer ausgeprägt ist als angenommen. Und zwar sowohl was den Geldvermögensbesitz wie auch den Immobilienbesitz betrifft.

473,4 Milliarden Euro betragen die aggregierten Finanzvermögen in Österreich, davon sind 439 Milliarden im Eigentum privater Haushalte. Die Finanzvermögen sind in den vergangenen zwanzig Jahren deutlich stärker gesteigen als das BIP. Entsprechend sind auch Einkommen aus diesen Vermögen deutlich gestiegen, ihr Anteil an den Einkommen ist bis 2008 auf bis zu 15 Prozent angewachsen – und nur durch die Finanzkrise kurzfristig zurückgegangen.

Aber sie sind grob ungleich verteilt.

Über zwei Drittel der österreichischen Haushalte besitzen kein nennenswertes Geldvermögen,

resümieren die Forscher ihre Ergebnisse, während

die obersten 10 Prozent einen Anteil von 54 Prozent am gesamten Geldvermögen auf sich vereinigen.

Aktuell sind das 238 Milliarden Euro. Also, nochmal: Die obersten zehn Prozent aller Haushalte besitzen beinahe 240 Milliarden Euro.

Ganz ähnlich die Sachlage bei den Immobilienvermögen. Mag sich auch jeder kleine Häuselbesitzer wohlhabend fühlen, dieses Gefühl trügt.

Das oberste Fünftel hält 75 Prozent des gesamten Immobilienvermögens und die Top-10-Prozent besitzen 61 Prozent.

Gleichzeitig gilt:

Etwa 41 Prozent der privaten Haushalte in Österreich besitzen kein Immobilienvermögen.

Um das noch einmal anschaulich zu machen: Man stelle sich zehn Österreicher/innen vor und 100 schöne Häuser. Der erste, der zweite, der dritte, der vierte besitzt kein einziges dieser Häuser. Der fünfte besitzt zwei. Der sechste besitzt fünf, der siebte besitzt acht, der achte besitzt zehn, der neunte besitzt 14. Und nur einer konzentriert auf sich den großen Rest: Er hat die verbleibenden 61 Häuser! ganz für sich allein

Zu diesen Zahlen kommen die Forscher übrigens durch vorsichtige Schätzungen auf Basis der Datenlagen. Andere, realistische Hochrechnungen, etwa von McKinsey gehen von noch krasseren Ungleichheiten aus – etwa, dass weniger als ein halbes Prozent mehr als ein Drittel aller Geldvermögen auf sich vereinigen.

Nüchternes Resümee der OeNB-Forscher.

Die OeNB-Erhebungen bilden jedenfalls nur die Untergrenze der Vermögensungleichheit und Vermögenskonzentration in Österreich ab.

Anders gesagt: Wahrscheinlich ist alles noch viel schlimmer.

Den gesamten Sozialbericht zum Download gibt es hier.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.