In den Tod gehetzt

Es gibt keine „Polarisierung“. Es gibt nur eine rechte Sekte, die sich in den letzten Jahren immer mehr radikalisiert hat. Zum Tod von Lisa-Maria Kellermayr.

Mein Steady-Newsletter „Vernunft & Ekstase“ vom 4. August.

In Österreich wurde eine Ärztin vom rechtsextremen Impfgegner-Mob in den Tod gehetzt. Lisa-Maria Kellermayr hatte sich von Beginn der Covid-19-Pandemie an um Patienten gekümmert, sie hatte ganz praktische Behandlungserfahrungen gesammelt, als Anfangs alle noch im Blindflug unterwegs waren, sie hatte damit auch eine gewisse Prominenz erlangt, war dann den Covid-Leugnern und Impfgegnern ein Dorn im Auge. Sie erhielt Hassmails, Morddrohungen, in denen ihre Todesart in den grellsten Farben ausgemalt wurde. Die Polizei nahm sie nicht ernst und fraternisierte noch mit dem Mob. Kellermayr musste sich private Sicherheitsdienste für ihre Arztpraxis organisieren und sich um die Kosten selbst kümmern. Im Grunde haben sie alle allein gelassen. Jetzt nahm sie sich das Leben. Die radikale Hassmeute triumphiert. „Ding Dong die Hex ist tot“, singen sie. Perfide und bösartig lachen diese moralisch verrotteten Gestalten auch noch über den Suizid, wie ein Berliner AfD-Abgeordneter, der der Toten hämisch nachrief, dass sie höchstwahrscheinlich „als Impfpropagandistin mit der schweren Schuld nicht mehr leben wollte“.

Geradezu skurril die Einlassung der oberösterreichischen Ermittlungsbehörden, die dem Opfer Hilfe versagten und nun umgehend mit der Diagnose zur Stelle waren, es gäbe keine Hinweise auf „Fremdverschulden“ – dabei hat es selten einen Suizidfall gegeben, bei dem das „Fremdverschulden“ derart ostentativ ins Auge sprang.

Abseits des ekelerregenden Ungeistes und der schrulligen Polizistenrhetorik wird im klebrig-süsslichen Sound jetzt die „Polarisierung“ beklagt. Im Pfaffenton sprechen Mittelwegs-Politiker in die Kameras, es ginge darum „die Gräben zuzuschütten“. Zwischen Irrsinn und Verbrechen auf der einen Seite und der vernünftigen Zivilität auf der anderen Seite möchten sie unbedingt noch einen Konsens suchen. Wahrscheinlich hätten sie wohl auch noch zwischen Himmler und Anne Frank eine Art von Mittelweg ausloten wollen.

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2 Gedanken zu „In den Tod gehetzt“

  1. An meinen „Vor-Kommentator“ Öep:

    Was ist hier abartig? Robert Misik kommentiert Fakten. Wenn Sie das in Ihrer Gedankenwelt stört, fällt Ihr Vorwurf auf Sie selbst zurück.

    Widerlich ist es, Menschen als „genetischen Abfall“ zu bezeichnen, nur weil einige Verblendete wie Sie sich im Besitz einer höheren Wahrheit wähnen, die es nicht gibt.

    Schmierfink? – Wir bräuchten viel mehr von dieser Art Journalisten, damit Typen wie Sie endlich die Klappe halten.

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