Gerade komme ich aus Bukarest zurück, wo ich auf Einladung von Eurozine und dem rumänischen Kulturmagazin Dilema Veche mit dem ehemaligen rumänischen Finanzminister und Europaparlamentarier Daniel Dăianu über die Finanzkrise disktutiert habe. Und die Wirtschaftskrise. Über die Debatte selbst gibt es wenig zu berichten, Dăianu gehört zwar der Liberalen Partei an, ist aber ein Liberaler im Sinne von Keynes – also gabs kaum nennenswerte Auffassungsunterschiede zwischen ihm und mir.
Blick auf Bukarest
Spannend war vor allem eines: Als der Moderator, Dilema-Veche-Chefredakteur Mircea Vasilescu die Frage aufwarf, ob die Finanzkrise eine neue Spaltung zwischen dem relativ stabilen „alten“ Westeuropa und stark krisengeschüttelten Ländern Osteuropas bewirke, bemerkte Dăianu, dass sich eigentlich eine andere Frontstellung herauskristallisiere: Länder wie Deutschland, Österreich, Schweden, Frankreich, Dänemark seien einigermaßen stabil, osteuropäische Länder wie Polen und Tschechien ebenfalls, Ungarn und Rumänien hätten ihre Probleme, könnten sich aber an diese adaptieren. Die große Krisengrenze verlaufe aber zu den südlichen Mitgliedern der Währungsunion, deren Probleme die Union zerreißen könnten.
Diese Ansicht hat schon etwas für sich. Sprechend war aber auch, dass Dăianu sich eine ganz kleine, sichtbare Prise Schadenfreude nicht unterdrücken konnte, oder anders gesagt, Stolz von der Art: Wir sind stabiler als große westliche Länder wie Spanien, Griechenland, Italien.
Eurozine-Chefredaktuer Carl Henrik Fredriksson in der Redaktion von „Dilema Veche“
Nachher beim Abendessen habe ich Dăianu noch gefragt, ob er denn meine, dass Rumänien besser durch die Krise kam, weil es nicht Mitglied der Eurozone ist. Seine klare Antwort: „Ja.“ Weil das Rumänien die Möglichkeit gab, sich entsprechend der eigenen Probleme zu adaptieren – die Währung abzuwerten und damit an Wettbewerbsfähigkeit zu gewinnen. Das ist zwar für jene Rumänen schlimm, die Kredite in Euro aufgenommen haben und jetzt dementsprechen höhere Raten zu bezahlen haben, aber für die Wirtschaft als ganze ist es gut.
Ach ja, eins noch: Wer das hiesige Gekeppel über „die Rumänen“ im Ohr hat, wird von Bukarest ziemlich positiv überrascht sein.