Ein Wirtschaftskollaps macht noch keinen linken Frühling

Nützt die Krise „den Linken“? fragte mich der WDR. Folgendes bekam er zu Antwort. Hören kann man es hier.

 

Die Linken triumphieren. Seit mindestens zwei Jahrzehnten hatten sie die neoliberale Ideologie angeprangert, den Irrglauben, dass eine radikal deregulierte Marktwirtschaft, in der jeder seinem Eigennutz folgt, Prosperität für alle bedeute. Und sie hatten vor den systemischen Instabilitäten und Ungerechtigkeiten des digitalisierten Finanzmarktkapitalismus gewarnt, in dem Milliarden Dollar an Anlegerkapital mit einem Mausklick von einem Ende ans andere Ende der Welt verschoben werden. Jetzt hat diese linke Kritik auf spektakuläre Weise recht bekommen. Eine neue linke Ära kann beginnen.

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FS Misik Folge 62: Die Schottermizzi


Härte, gemildert durch Unfähigkeit
Der Fall der Familie Zogaj, der Fall des ermordeten tschetschenischen Regimgegners Umar Israilov, das Gezerre um das Bleiberecht – Innenministerin Maria Fekter hüpft derzeit von einem Fettnäpfchen ins nächste. Selbst Peter Rabl, großer ÖVP-Ferne unverdächtig, hält die „eiserne Lady“ schon für einen Fall für die Verschrottungsprämie. Aber die harte Schottermizzi hat auch ihre komischen Seiten. Und sie hat ein großes Talent zur unfreiwilligen Selbstpersiflage.

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Nur so eine Idee: Lunacek als Glawischnig-Nachfolgerin…

Noch ein paar Anmerkungen zur Krise, in die die neue Parteiführung die Grünen innerhalb von zwei Monaten geführt hat: 5,8 Prozent, das ist jetzt die Zielmarke. Die muss die Partei erreichen, damit Ulrike Lunacek ins EU-Parlament einziehen kann. Realistischerweise müsste sie das trotz des Schuss‘ ins eigene Bein schaffen.

Stellt sich die Frage, ob nicht zu hoffen ist, dass sie darunter bleibt. Das katastrophale Krisenmanagement der Glawischnig-Führung in den letzten Tagen zeigt, wie sehr sie überfordert ist. Ob da nicht ein schnelles Ende mit Schrecken besser wäre? Sagen wir es offen: Sie wurde von Wolfgang Fellner ins Amt geschrieben, das haben wir jetzt davon.

Nur mal so als Gedankenexperiment: Wäre nicht Ulrike Lunacek, die jetzt etwas unverdient in diesen Sturm geriet, in den man sie offenbar gehetzt hat, eine Kandidatin für die Glawischnig-Nachfolge? Dann könnte man doch die Sache mit der EU-Liste noch einmal…

Ach, war nur eine Idee…

Hier noch zwei aktuelle Stimmen. Christoph Chorherr & Peter Pilz zum Voggenhuber-Drama.

Warum die Grünen Johannes Voggenhuber aufstellen müssen

Als Friends of political Suicide haben sich die Grünen schon bei ihrem Bundeskongress erwiesen, der Johannes Voggenhuber letztlich als führenden Europapolitiker der Partei abwählte. Dass das die Partei in heftige Turbulenzen bringen und dass ihnen öffentlicher Wind ins Gesicht blasen würde, war jedem klar – außer offenbar vielen handelnden Akteuren. Man hat sich Voggenhuber entledigt, weil er ein schwieriger, im innerparteilichen Umgang vielleicht schwer erträglicher Typ ist. Aber weder demokratische Qualität noch Führungsqualität erweist sich darin, dass man schwierige Typen nicht erträgt und persönliche Aversion über politische Vernunft stellt. Resultat: Die Grünen haben die EU-Wahl fast schon verloren.

Heute entscheidet der Erweiterte Bundesvorstand, ob Voggenhuber doch noch ganz hinten auf die Liste kommt. Wenn man dieses gewiss etwas stichelige Angebot Voggenhubers ablehnt, brauchen die Grünen zur EU-Wahl eigentlich nicht mehr antreten. Wenn sie es annehmen, dann haben sie einen schwelenden Konflikt. Es gibt also eigentlich nur eine Möglichkeit. Voggenhuber aufstellen. Und die Konkurrenz zwischen Ulrike Lunacek und Voggenhuber nicht nur ertragen, sondern offensiv nützen. Wer mehr Vorzugsstimmen bekommt, der ist Erster. Jeder soll seine Anhänger mobilisieren. Unter dem Strich bringt das mehr an Mobilisierung, als die „glatte“ Liste des Bundeskongresses, die das Stigma nicht mehr loswürde, dass Basiswappler einen kontroversen, aber brillanten Politiker entsorgt haben.

„Die Presse“ über „Politik der Paranoia“

„Der linksliberale Publizist Robert Misik mokiert sich in seinem neuen Buch („Politik der Paranoia. Gegen die neuen Konservativen“), dessen Cover ein schönes Hirschgeweih ziert, über das nicht ganz kongruente Weltbild der Konservativen: „Sie sind für die Familie – außer wenn es sich um türkische Familienclans handelt. Sie sind für die Freiheit – überbieten sich aber in Moralvorschriften. Sie sind für mehr privat, weniger Staat – und beklagen, dass im Kommerzfernsehen nur TV-Müll läuft.“ Trotz leichter Schwarz-Weiß-Zeichnung seiner Polemik, da die bösen Werte der Rechten, dort die guten der Linken, hat der kluge Autor damit nicht unrecht.“

Mehr dazu hier.

„The Gap“ über „Politik der Paranoia“

„Die Diskursmaschine Robert Misik knöpft sich in seinem neuen Buch („Politik der Paranoia. Gegen die neuen Konservativen“) diesmal die Lebensweisheiten der Neokonservativen vor und zerpflückt den gesellschaftspolitischen Roll-Back brillant.“

Mehr dazu hier.

Lob von spreeblick.com

Kritiken wie diese – noch dazu praktisch am ersten (!) Tag nach dem Erscheinen – freuen einen als Buchautor besonders.

„Robert Misik hat das Buch zur Zeitenwende geschrieben“, heißt es auf spreeblick.com. Und es kommt noch besser:

„Seit dem elften September warte ich drauf, dass endlich jemand sagt, was Misik schreibt:

Dabei ist natürlich die Linke in Wahrheit jene Kraft, deren Politik, deren Set an Überzeugungen auf Werten basiert.

Dieses Buch macht mich sehr froh.“

Thanks a lot, folks!

Über das Pathos

Der Text zu FS Misik Folge 61:

Ja, das sind schon Momente das Pathos. Change is coming to America. Congratulations, Mr. President. Seit Obamas Angelobung hört man richtig gerne Nachrichten. Order zur Schließung Guantanamos binnen einen Jahres unterzeichnet. Order zu Schließung aller CIA-Geheimgefängnisse und dem Verbot von Folter in Vorbereitung. Jeden Tag eine gute Nachricht.

 Anzeige: Jetzt erschienen – „Politik der Paranoia. Gegen die neuen Konservativen“ von Robert Misik

 

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FS Misik Folge 61: Es lebe das Pathos!


Obamas Amtseinführung und seine ersten Präsidententage – das waren Abfolgen pathetischer Momente. Ergreifend war es, als Bruce Springsteen und die Protestsonglegende Pete Seeger beim Konzert für Obama „This Land is my Land“ sangen, diese alte Hymne der amerikanischen Linken. Freilich, heute hat das Pathos einen schlechten Ruf. Man rückt es in die Nähe falscher Gefühlsduselei. Und die pathetische Rede operiert mit vielfach beschädigten Vokabular. Wer kann heute von von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit sprechen ohne rot zu werden? Aber auch der Generalverdacht gegenüber dem Pathetischen ist allzu billig. Das postmoderne Subjekt hat sich eine ironsiche Haltung gegenüber allem antrainiert – von Zynismus ist das oft nur schwer zu unterscheiden. Zyniker haben die Welt noch nie verbessert. In diesem Sinne: Ein Hoch auf das Pathos!

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„Wie lieben wir heute, Frau Illouz?“ Eva Illouz am 26. Jänner im Kreisky-Forum

Am kommenden Montag, 26. Jänner habe ich in meiner Reihe „Genial dagegen“ die Soziologin Eva Illouz zu Gast. Sie wird zum Thema „Emotional Capitalism“ sprechen. Eva Illouz, Autorin des Theorie-Meilensteins „Konsum der Romantik“ spricht um 19 Uhr, Kreisky-Forum, Armbrustergasse 15. 1190 Wien.

Vorab habe ich für den „Falter“ schon dieses Interview mit ihr gemacht:

Lieben die Menschen anders im modernen Kapitalismus?

Illouz: Ein paar Empfindungen bleiben schon immer gleich – dass man Herzklopfen hat oder total verwirrt ist, wenn man mit jemanden zusammen ist, in den man sich verliebt hat, dass man kaum mehr schlafen kann oder nichts mehr essen will. Aber wie die Menschen ihr Leben rund um das Thema „Liebe“ organisieren, alle Institutionen, die damit in Zusammenhang stehen, das hat sich sehr verändert. Die sexuelle Freiheit hat viel verändert. In einer Gesellschaft, in der es als unmoralisch galt, viele Partner zu haben, gab es eine Kultur der Sublimierung. Heute leben wir eher in einer Ökonomie des Übermaßes, auch in der Liebe, und das verändert natürlich unser Empfinden von Liebe. Die Storys, die wir um die Liebe herum erzählen, haben sich fundamental verändert.

 

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