Ein Gespräch mit dem Wirtschaftsnobelpreistäger Joseph Stiglitz gibt es hier als Audio-Datei: Download file (November 2006) Das Transkript findet sich hier.
Diagnose: Asozialität
Noch einmal zum Thema Unterschicht, diesmal etwas anders: Die deutsche Politik entdeckt die „Unterschicht“ – und fragt sich, ob das U-Wort nicht politisch unkorrekt ist. Dabei ist eines viel unkorrekter: die Leugnung des Problems, dass ein ganzes Milieu in Aussichtslosigkeit lebt. Falter, 25. Oktober 2006
Todeszone Mittelmeer
Eine Meldung aus diesen Tagen: 40.000 Menschen, vor allem aus Afrika, haben dieses Jahr bereits mit kaum seetüchtigen Tschunken europäisches Staatsgebiet erreicht – 3000 sind beim Versuch, es zu schaffen, ertrunken. Mehr als 20.000, so Schätzungen, sind in den vergangenen zehn Jahren gestorben. An die Touristenstrände werden regelmäßig Wasserleichen gespült. Das Mittelmeer ist eine große Todeszone geworden.
We are the web!
Web 2.0 heißt, dass sich die Realität des Netzes der Idee vom Netz anverwandelt – es wird demokratisch, partizipativ, kooperativ. Jeder kann sein Ding machen. Allerdings: Wer nicht im Netz ist, ist sozial inexistent. Standard, Album, 21. Oktober 2006
Schauspiel Frankfurt: Vom Nutzen der Utopie
Am Sonntag, 22. Oktober, sprach ich in der Reihe "Frankfurter Dialoge" über den "Nutzen der Utopie oder die Lesbarkeit der Welt". Die Reihe ist von Wolfgang Engler kuratiert. Zum Nachlesen gibt es hier die Rede.
Was ist mit unseren Konservativen los?
Warum gibt es eigentlich keinen weltoffenen Konservativismus in diesem Land und warum sind die liberalen Christdemokraten so schwach? Warum gibt es in der ÖVP keinen Aufstand gegen Wolfgang Schüssel? Ein Gastkommentar zum Zustand der rechten Reichshälfte, erschienen dort, wo so etwas hingehört. "Die Presse" vom 19. Oktober 2006.
Und wer auch noch wissen will, wie das Publikum in diesem Milieu auf sowas reagiert, der findet die Postings hier.
Versuchsweise extrem
Fundstücke eines Alleslesers 4
Eine meiner Lieblingsformulierungen, die Leser meines Buches "Genial dagegen" wissen das, ist der Satz aus einem Brief Walter Benjamins an seinen Jugendfreund Gershom Scholem, er versuche die politischen Momente seines Denkens zu entwickeln – und zwar "versuchsweise extrem".
Wahrscheinlich ist das die hübscheste Formel, in der der Extremismus jemals aufgetreten ist.
Unterschichten?
Wer ist die „Unterschicht“, die jetzt auch die Politik entdeckt? Und wo, verdammt noch einmal, war die bisher? Über die Karriere einer Vokabel, die Gefahr läuft, einen semantischen Beitrag zur Deklassierung der Deklassierten zu leisten. taz, 17. Oktober 2006
Ein europäisches „Wir“?
Am kommenden Freitag diskutiere ich im Wiener IHS über "europäische Identitäten" (siehe Termine". Zur Einstimmung hier schon einmal eine Rede, die ich im November 2000 im Wiener Künstlerhaus hielt. Die hieß damals: In zwei Richtungen blicken. Über die Möglichkeit und Unmöglichkeit eines europäischen "Wir".
GHO ist 60!
Georg Hoffmann-Ostenhof, profil-Kolumnist, Arbeiter-Zeitungs-Legende und vor allem: Freund seit Jugendtagen (meinen Jugendtagen, nicht seinen), ist 60 Jahre alt.
Ich gratuliere!
ÖVP-Watch
Unter dieser Rubrik werden interessante Neuigkeiten über das Verhalten der ÖVP nach ihrer Wahlniederlage dokumentiert. Für den Fall, dass die ÖVP doch noch bereit sein sollte, zu einer staatspolitisch verantwortlichen Rolle zurückzufinden, biete ich allerdings jetzt schon an, mich für alles Gewünschte zu entschuldigen, die Ehrenhaftigkeit aller Gatten und Gattinnen, Geliebter und Geliebten aller ÖVP-Funktionäre zu bezeugen und sogar eine Ehrenerklärung für den Gatten der Gesundheitsministerin abzugeben. Dazu hat sich, was bestimmt nicht ohne Grund sein kann, bisher ja nur eine Person in diesem Land bereit gefunden (Josef Cap)
Graff fordert Schüssels Rücktritt
18. 10. Endlich geht es los – Michael Graff, einstiger ÖVP-Generalsekretär, fordert als erster öffentlich Schüssels Rücktritt: "Ich sage: Schüssel muss gehen. Er hat einen Scherbenhaufen angerichtet – nach vielen großen Leistungen. Er kann jetzt nicht mehr weiter herum tricksen, es soll sich endlich ausgetrickst haben."
Weiter so!
Was auch eine schöne Pointe der Geschichte ist: Schüssel ließ die Grünen 2002 auflaufen. Hätte er mit ihnen koaliert, wäre er wahrscheinlich Kanzler geblieben. In dem Fall ist vielleicht nicht die Weltgeschichte das Weltgericht, aber zumindest die Lokalhistorie das Bezirksgericht.
Schüssel im O-Ton
Im Kurier vom 15. Oktober deutet der Wahlverlierer erstmals die Möglichkeit einer ÖVP-FPÖ-BZÖ-Koalition an: "Wir lassen uns nicht unter Druck setzen, weil es angeblich nur eine Möglichkeit gibt".
"Das wichtigste Entgegenkommen ist, dass wir jetzt an den Verhandlungen teilnehmen" – sagte Schüssel am 11. Oktober, um damit weiter "Kompromisse" auszuschließen.
Black Jokes – Jokes about Blacks
Kennen Sie den schon?
Schlagzeile: Gusenbauer: "Er wollte, dass ich Gebieter zu ihm sage."
Folgendes freilich ist kein Witz, sondern ernst gemeinter Inhalt einer ernst gemeinten Tickermeldung:
"ÖVP wirft SPÖ Postenschacher vor" und weiter: Auch Grasser besorgt: "Am meisten Sorgen macht mir, dass die SPÖ nicht einmal grundsätzlich gesagt hat, dass man keine politischen Eingriffe bei Postenbesetzungen wolle". Grasser! Man fasst es nicht! Haben Sie keinen Unglaubwürdigeren gefunden?
„Es gibt sie noch, die guten Dinge“
Fundstücke eines Alleslesers – die Blogkolumne 3
Zu einer der hübscheren Ambivalenzen der Authentizitätssehnsucht, von der gestern hier die Rede war, zählt ja der Umstand, dass sie meist als Abgrenzung zum Konsumismus daherkommt. Motto: Ganz bei mir bin ich nur, wenn ich mich von den Waren nicht beherrschen lasse. Aber das ist natürlich Schnee von gestern. Denn schnell hat der Konsumkapitalismus erkannt, dass auch die Authentizitätssehnsucht ein wunderbarer Markt ist.