Genial dagegen – Die Reihe. Demnächst auch als Buch!

genial die reihe.jpgOktober: „Genial dagegen – Die Reihe“, erscheint als Buch und im Kreisky-Forum steigt die große „Genial dagegen“-Konferenz mit Rosanna Rossanda, Sigmar Gabriel, Richard Wilkinson, Richard Sennett, Colin Crouch uva. 

Nachdem ich im Jahr 2005 mein Buch „Genial dagegen“ herausgebracht habe, fragte mich das Kreisky-Forum, ob ich nicht eine Reihe mit selben Namen kuratieren möchte. Diese Vortragsserie ist mittlerweile im fünften Jahr, und im Oktober kommen die Beiträge auch als Buch heraus: „Genial dagegen – Die Reihe“ erscheint im Wiener Czernin-Verlag

Hier schon einmal das Inhaltsverzeichnis des Bandes: 

Robert Misik: Auf zu neuen Zielen! Eine
Einleitung.

Gertraud Auer Borea: Danksagung


I. Wie steht’s?

Gösta Esping-Andersen: Warum wir einen neuen Wohlfahrtsstaat brauchen

Richard Wilkinson: Warum gerechte Gesellschaften für alle besser sind

Colin Crouch: Das postdemokratische Arrangement

Ève Chiapello: Was ist der neue Geist des Kapitalismus?


II. It’s the Economy, Stupid!

Heiner Flassbeck: Wie uns der Marktfundamentalismus eine Wirtschaftskrise einbrockte

James K. Galbraith: Die notwendige Zukunft der Sozial(en)Demokratie

Kurt W. Rothschild: Was würde Keynes dazu sagen?

Robert Shiller: Menschen sind keine Rechenmaschinen

Sighard Neckel: Unter Bankern

Thomas Strobl: Warum uns Sparsamkeit nicht reicher, sondern ärmer macht


III. Wenn die gute Arbeit
Mangelware wird

Wolfgang Engler: Leben als Beruf

Robert Castel: Prekarität – die neue soziale Frage

Guillaume Paoli: Glücklich arbeitslos?

Michael Opielka: Gesellschaft für Alle

Frithjof Bergman: Neue Arbeit


IV. Wie wir leben sollen

Rahel Jaeggi: Was ist Entfremdung?

Eva Illouz: Kapitalistische Gefühle

Richard Sennett: Über Fertigkeiten

Benjamin Barber: Die Affen des Kapitalismus

 

V. Das machen wir mit links!

Politische Positionen

Chantal Mouffe: Über das Politische

Katja Kipping: Was heißt eigentlich heute „links“?

Erwin Buchinger: Mehr Gerechtigkeit. Geht das?

Klaus LedererLinks und Libertär?

Andrea Nahles: Links geht noch was, oder?

Franz Walter: Hat die Sozialdemokratie noch eine Zukunft?

Patrick Diamond / Roger Liddle: Der einzige Weg zur Erneuerung der europäischen Sozialdemokratie

Jeremy Rifkin: Das neue Zeitalter

Tobias Dürr: Was heißt heute progressiv?

Und um das ganze Paket auch abzurunden, kommen am 17./18. Oktober auch ein paar hochkarätige Damen und Herren zur „Genial dagegen“-Konferenz ins Wiener Kreisky-Forum. Und zwar: Rosanna Rossanda, Sigmar Gabriel, Kathrin Röggla, Benjamin Barber, Renate Brauner, Colin Crouch, Heiner Flassbeck, Joakim Palme, Richard Sennett, James Galbraith, Gertrude Tumpel-Gugerell , Ivan Krastev, Maria Vassilakou, Richard Wilkinson, Isolde Charim. 

Neben einer Reihe von Panels gibt es auch zwei zentrale Lectures: Die eine wird von Rosanna Rossanda gehalten und trägt den Titel: The Democratic Left in the 21st Century. Und Sigmar Gabriel spricht über „A New Future of Social Democracy“. 

Alles nähere zur Konferenz gibt es ab kommende Woche hier unter www.misik.at

Berlin: Kommen die Piraten ins Parlament, fliegt die Linke aus der Regierung

… und in jedem Fall bleibt Wowi Bürgermeister.

Wowi.jpgBerlin ist neben Wien ja so etwas wie mein zweites Standbein, auch wenn ich jetzt schon 13 Jahre nicht mehr in der Stadt wohne. Aber ich bin oft genug da, sodass mich die Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus ein bisschen mehr interessieren als die durchschnittliche Landtagswahl. Also, am 18. September wählt Berlin ein neues Abgeordnetenhaus und einen neuen Bürgermeister. 

Um genau zu sein: Den alten Bürgermeister. Dass Klaus Wowereit, SPD, im Amt bleibt, ist mittlerweile klar. Eigentlich wollte ihn Renate Künast von den Grünen herausfordern und sich angesichts von Umfragehöhenflügen als Bürgermeisterin positionieren. Aber schon im Winter meinte Wowereit in privaten Gesprächen, na, das wird dann eine Sympathiekonkurrenz zwischen mir und Künast und die gewinne ich locker. Also, so hat er das vielleicht nicht direkt gesagt, aber gemeint hat er es. 
Und zwei Wochen vor der Wahl zeigen alle Umfragen, dass er recht hatte. 

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Vermögende für Vermögenssteuern

Es ist schon ein ziemlich bemerkenswertes Interview, das der Unternehmer und Ex-LIF-Chef Christian Köck diese Woche im „profil“ gegeben hat. Zwar ist Köck vielleicht nicht ganz so reich wie Warren Buffett, aber er ist im Vermögenden-Ranking Österreichs ziemlich weit oben – und plädiert dafür, Vermögenssteuern einzuführen und anzuheben und auch den Spitzensteuersatz zu erhöhen. 

Eine Budgetkonsolidierung ist notwendig. Aber es ist verrückt, eine ohnedies wackelige Konjunktur abzuwürgen. Das heißt: Sparen ja, aber sicher nicht jetzt. Das Geld, das die Staaten kurz- und mittelfristig brauchen, kann nur von denen kommen, die viel haben. Wenn ich jenen Geld wegnehme, die wenig haben, beschädige ich die Wirtschaftsleistung, und ungerecht ist es auch. 

(…)

Wenn jemand zehn Millionen Euro im Jahr verdient, spricht nichts dagegen, dass er für die letzte Million 90 Prozent Steuern zahlt. … Absurd hohe Gehälter verdienen absurd hohe Steuersätze…

(…)

Ein Staat funktioniert nur, wenn die Bevölkerung mehrheitlich glaubt, dass es fair zugeht. Was passiert, wenn dieses Gefühl verloren geht, sehen wir in Athen, Madrid und Großbritannien. Aus der Sicht von jemandem, der vermögend ist, gern hier lebt und sein Geld nicht in eine private Polizei stecken will, ist es logisch, etwas davon herzugeben, damit wir gemeinsam gut hier leben können. … In egalitären Gesellschaften lebt es sich besser. 

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Ihr Abgang bitte! Wolfgang Schüssel, der König der Diebe

Mit Schande in die Rente – so endet jetzt die politische Laufbahn Wohlfang Schüssels, der heute angekündigt hat, in dieser Woche auch sein Parlamentsmandat zurückzulegen. Und das ist heute zwar nur mehr eine Nachricht mit symbolischer Bedeutung, aber doch eine Freundennachricht. Der machtgierige Trickser Schüssel, der kleine große Mann, der sich so gern als Großer gesehen hätte, der sich mit Hilfe von Jörg Haider ins Kanzleramt lügte log, er geht also jetzt auf Altenteil, und er wird auch von seiner eigenen Partie mit Schimpf und Schande aufs Altenteil geschickt.

Manchmal gibt’s doch ein bisserl Gerechtigkeit.

Wir, die wir damals die Schüssel-Haider-Koalition primär als ideologische harte Rechtskoalition bekämpft haben, haben längst feststellen müssen, dass es den Akteuren dieser Koalition gar nicht so sehr um Politik im ideologischen Sinne ging. Wir haben uns ein bisschen täuschen lassen. Es war eine reine Plündererkoalition. Schüssel bildete eine Regierung, die eigentlich eine kriminelle Organisation war, mit dem primären Ziel der Bereicherung der Beteiligten.

Ernst Strasser, Karl-Heinz Grasser, Hubert Gorbach, Matthias Reichhold, saßen etwa in dieser Regierung, umschwirrt von ihren Mensdorff-Pouillys, Hocheggers, Plechs. All die Leute mit ihren multiplen SIM-Karten.

Und über ihnen, der Hauptmann dieser Räuberbande: Wolfgang Schüssel. Der König der Diebe.

Als kleines Adieu hier der Link zur FS-Misik Folge zum 10. Jahrestag von Schwarz-Blau – „Das giftige Erbe von Schwarz-Blau“

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Die Reichen werden reicher. Die anderen nicht.

Diese interessante Chart fand ich auf dem Portal „Ökonomenstimme“, dem Gemeinschaftsportal deutschsprachiger Wirtschaftswissenschaftler. Sie zeigt die Einkommensentwicklung der obersten ein Prozent der Einkommensbezieher in ausgewählten Industrieländern im Laufe des 20. Jahrhunderts. Und zwar nicht in absoluten Zahlen, sondern die Entwicklung ihres Anteils aller Einkommen. Also, etwa, von allen Einkommen konzentrieren die obersten ein Prozent zehn oder fünfzehn Prozent der Einkommen. 

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Auffällig ist, wie U-förmig die Kurve ist: Konzentrierten die Reichsten zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts einen hohen Teil der Einkommen auf sich, so wurden alle Gesellschaften in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts egalitärer. Also, die Reichsten wurden, wenn schon nicht in absoluten Zahlen, so zumindest relativ ärmer – oder anders gesagt: sie mussten mehr abgeben. Ab den 1980er Jahren hat sich diese Entwicklung umgekehrt. Die Reichen werden reicher. Und die weniger Reichen werden es nicht. Oft werden sie sogar ärmer. 
Das Ausmaß der neuen Einkommenskonzentration variiert freilich. So bezieht das reichste Prozent in den USA beinahe 20 Prozent der Einkommen, in Schweden nur knapp über fünf Prozent. 
Nur als Ergänzung ein paar verwandte Daten aus Österreich: Heute konzentrieren die obersten 20 Prozent – also das bestverdienende Fünftel der Bevölkerung – 47 Prozent der gesamten Lohneinkommen (in diesen Zahlen sind andere Einkommensarten, etwa die aus Finanzvermögen, noch gar nicht berücksichtigt). Das nächste Fünftel bekommt 24 Prozent. Das heißt, die obersten 40 Prozent konzentrieren 71 Prozent aller Einkommen, die untersten 60 Prozent müssen sich mit 29 Prozent der Lohn- und Gehaltseinkommen zufrieden geben. 
Update: 
Zufällig ist mir unterdessen eine andere Grafik in die Hand gefallen, die die Entwicklung des Spitzensteuersatzes in den USA in der entsprechenden Zeitspanne zeigt. Und – wenig überraschend – diese Kurve zeigt ein umgekehrtes „U“. 
Es ist echt frappierend, wenn man die beiden Kurven im Gedanken übereinander legt. 
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„Wir“ werden immer älter? Exakter: Wer gut verdient, wird älter.

Auf Paul Krugmans Blog habe ich gerade folgende sehr illustrative Chart gefunden, die sehr bedenkenswert auch für hiesige Rentendebatten ist. Denn es wird ja immer gesagt, wir müssen das Rentenantrittsalter erhöhen, weil „wir“ immer älter werden und den vielen Alten immer weniger Junge gegenüber stehen. Das ist nicht falsch, da ein erheblicher Anteil der Sozialkosten heute ins Rentensystem fließt und jeder Euro natürlich anderswo fehlt, aber auch, weil es für viele Arbeitnehmer überhaupt nicht wünschenswert ist, mit 63 Jahren schon zum alten Eisen geworfen zu werden, wenn sie hinterher noch 15 beschwerdefreie Jahre haben. 

Nur ist eben der Tod nicht demokratisch. Wer während seines Lebens gut verdient hat, der erhält auch in der Rente höhere Bezüge, vor allem aber: Er erhält sie länger. Denn es ist ist nicht wahr, dass „wir“ immer älter werden. Wer einen guten Job hatte und gut verdiente, der lebt länger. Wer einen harten Job machte, jene Art von Jobs, die in der Regel auch schlecht bezahlt sind, der lebt nicht so lange. 
Krugmans Chart zeigt das sehr signifikant für die USA, es ist aber bei uns nicht sehr viel anders: Die Lebenserwartung jener, die gut verdient haben in ihrem Leben, steigt signifikant an, diejenige der schlechter verdienenden Hälfte der Bevölkerung stagniert aber. Was auch immer man daraus folgern mag, eines scheint klar: Die Bestimmung des Rentenantrittsalters sollte einen Faktor wie Einkommenshöhe berücksichtigen. Nicht, dass man automatisch früher stirbt, wenn man weniger verdiente im Leben, aber die Einkommenshöhe ist doch ein sehr aussagekräftiger Indikator für die wahrscheinliche Lebenserwartung. 
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Wo die dümmsten Linken daheim sind…

… bei der „Jungen Welt“. Die sagte einfach „Danke“ zum Jahrestag des Mauerbaus. Soll ich hier einen Satz schreiben über die Fragwürdigkeit eines „Sozialismus“, der seine Bürger einmauern muss? Ach, ich spar’s mir einfach. Wer das bisher nicht begriffen hat, den muss ich auch nicht aus seiner Vertrotteltheit retten. Der soll verrotten in seiner bolschewistelnden Dummheit. 

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„Der Kapitalismus zerstört sich selbst“

Wegen der gigantischen Umverteilung zugunsten der Reichen, die jetzt auf ihrem Geld sitzen, ist die Nachfrage in der westlichen Welt dramatisch eingebrochen. Wie soll bei fallenden Einkommen mehr Nachfrage entstehen? Warum sollen Unternehmen investieren, wenn sie wissen, dass die Nachfrage auf einem niedrigen Niveau bleibt? Marx hatte schon recht, sagt Starökonom Nouriel Roubini im Videointerview mit dem „Wall Street Journal“, dass der Kapitalismus sich selbst zerstören kann. Die Märkte funktionieren nicht mehr. Wer das System retten will, darf es nicht mehr sich selbst überlassen. Ansonsten stürzen wir in die nächste Depression ab. Hier das Video aus dem WSJ:

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Warum vernünftige Bürgerliche jetzt zur Linken überlaufen

Ein Beitrag für die Sendung Resonanzen von WDR-3. Zum Nachhören: Hier. Zum Lesen hier unten: 
Es gibt so Texte, die einschlagen. Der Leitartikel, den Charles Moore vor ein paar Wochen im britischen Telegraph schrieb, war so ein Text dieser Art. „Ich beginne zu denken, dass die Linke recht hat“, schrieb Moore. Das ist deshalb so bemerkenswert, weil Moore seit Jahrzehnten eine Zentralfigur des britischen Konservativismus ist, Reagan- und Thatcher-Anhänger der ersten Stunde. Moore ist auch der offizielle Biograph der erzkonservativen Eisernen Lady Margaret Thatcher. 
Jetzt hat Frank Schirrmacher, der Herausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ in der Sonntags-FAZ nachgelegt. In enger Anlehnung an Moore überschrieb er seinen Essay: „Ich beginne zu glauben, dass die Linke recht hat“. Und dann legt er los: Das politische System diene nur den Reichen. Neokonservative und neoliberale Werte wie Autonomie, Freiheit, freie Marktwirtschaft, Individualismus, aber auch Catch-Phrasen wie „Globalisierung“, haben nur dazu geführt, dass sich ein paar Wenige allen Reichtum unter den Nagel reißen konnten, während sie sich, wenn sie dann einmal Pech haben, wie die Banken ihre Verluste vom Staat sozialisieren lassen. Und all das linke Anprangertum, das habe doch jahrelang so altväterisch ausgesehen, aber plötzlich zeige sich: die haben recht gehabt. 

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„Alle müssen Opfer bringen. Nur ich nicht.“

„Unsere Politiker haben angekündigt, dass wir alle Opfer bringen müssen. Aber als sie um diese geteilte Opfer baten, haben sie mich ausgespart. Ich habe meine anderen megareichen Freunde gefragt, und auch sie haben mir bestätigt, sie werden ausgespart. Während die Armen und die Mittelklasse für uns im Afghanistan kämpfen, während die meisten Amerikaner sich abmühen müssen, mit ihrem Geld auszukommen, erhalten nur wir Mega-Reichen weiter unsere Steuergeschenke. Meine Freunde und ich sind lange genug von den Milliardärs-Freunden im Parlament gestreichelt worden. Es ist Zeit, dass unsere Regierung endlich ernst macht damit, dass alle Opfer bringen müssen.“ 


Warren Buffett in der New York Times. 

„Ich beginne zu glauben, dass die Linke recht hat“

Nach dem britischen Konservativen Charles Moore (mehr dazu in meinem Blogpost „Wenn ein Konservativer einsieht, dass die Linken recht haben“) postuliert jetzt auch Frank Schirrmacher, der Herausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“: „Ich beginne zu glauben, dass die Linke recht hat“ (hier der Link).

Ach, vielleicht bricht sich ja doch noch die Vernunft eine Bahn. 

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