Interviewpassage des Tages: Josef Bucher, BZÖ

Soll die Burka auf der Straße verboten werden?

Bucher: Ja, das passt nicht zu unserem Kultur- und Freiheits- und Glaubensbild.

Würden Sie auch das Kopftuch verbieten?

Bucher: Nein, das tragen ja viele Österreicherinnen auch. Ich bin generell jemand, der nicht viel verbieten will. Wenn wir nämlich so weitermachen, werden wir noch zu einer Verbotsgesellschaft.

Ich bin auch nicht dafür, dass man Strunzdummheit unter Parlamentariern gesetzlich verbietet.

Raus mit Sarrazin, aber schnell!

In Deutschland gibt’s jetzt ja wieder große Aufregung um Thilo Sarazin, dem neuen Idol der dortigen Neonazis. Der hat nämlich seine Vorurteile und Aggressionen gegen Türken und andere Moslems, die er schon einmal in einem Interview mit der Zeitschrift „Lettre“ kundtat, zu einem Buch ausgewälzt: „Deutschland schafft sich ab.“ Die Botschaft: Muslime sind dümmer. Erstens weil Intelligenz vererbbar ist („Wenn die im Durchschnitt weniger Intelligenten eine höhere Fertilität haben, sinkt die Durchschnittsintelligenz der Population“), und zweitens, weil Schulleistungen unter Türken etwa nicht sonderlich Prestigiös seien („ein kulturelles Problem“). Alles in allem führe das dazu, dass die meisten Migranten aggressive Deppen seien. Gewürzt ist das mit allerlei feuchten Sexualphantasien: „Die Araberjungen kommen an ihre arabischen Mädchen nicht ran. Sie nutzen die leichter zu kriegenden deutschen Unterschichtmädchen.“ Nachzulesen in einem bizarren Interview, das „Die Zeit“ mit Sarrazin führte.

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Wer hat Blutgruppe HC Negativ?

Na, der Bluat-Heinzi!

Zur Blut-Kampagne der FPÖ ist eh schon alles gesagt. Außer: Wie kommen wir Wiener eigentlich dazu, dass wir uns das jetzt wochenlang ansehen müssen in unserer Stadt? Diese Belästigung, Verschandelung? Wie kommt die Gewista eigentlich dazu, das zu plakatieren? Meinungsfreiheit schön und gut und eine Firma findet es sicher immer heikel, die Verbreitung von Plakaten einzelner wahlwerbenden Gruppierung zu untersagen. Aber in dem Fall hat die FPÖ und damit auch die Gewista eine Grenze überschritten. Wenn sie bitte für’s nächste Mal ordentliche Richtlinien für verhetzende Wahlwerbung ausarbeiten würde. Aber bitte pronto!

Weil aber alles seine lustigen Seiten hat, so auch diese: Viel Werbewirkung wird das nicht haben. Werbung ist immer primär eine emotionelle Sache. Und wer sich in einem Slogan freiwillig mit etwas verbindet, womit die meisten Leute eher etwas Ekeliges assoziieren wie Blut… selber schuld. Der Herr mit der Blutgruppe HC Negativ( (c) Gottfried Lettner), der Bumsti aus Erdberg, der wird fürderhin Bluat-Heinzi heißen. Oder meinetwegen Bluat-Bumsti. Passt eh.

 

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Jörgi und die vierzig Räuber

„War die Schüssel-Regierung eine kriminelle Vereinigung?“ habe ich in meinem Videoblog vor zwei Wochen gefragt und angeregt, dass die Machenschaften im Rahmen unserer wunderbaren Wenderegierung doch langsam ein Fall für den Mafiaparagraphen 287a sind. Ich mein, nicht dass ich ein großer Fan dieses Paragraphen bin, aber wenn wir ihn schon haben und bei viel dünnerer Suppe auf Tierschützer anwenden, dann wäre das Netzwerk von Jörgi und den vierzig Räubern doch allemal fällig. Im dieswöchigen „Falter“ sieht das Florian Klenk ganz genauso. Unter dem Titel: „Der Mafia-Paragraf für Haiders Buberln“ formuliert er, es wäre an der Zeit,

jenes juristische Teufelswerkzeug
auszupacken, das derzeit den sogenannten „Tierschützern“ zu schaffen
macht: Paragraf 278a. Wer in einer unternehmensähnlichen Organisation fortwährend schwere
Verbrechen begeht, um Einfluss auf die Politik zu bekommen, ist zu
bestrafen.

Es ist auch langsam an der Zeit, dass sich diese Einsicht verbreitet.

Brief an die Leserinnen und Leser

Misik c Daniel Novotny 3.jpg                                   Foto: Daniel Novotny

Liebe Leserinnen und Leser,

vor ein paar Wochen habe ich mich mit der Frage an Sie gewandt, was Ihnen dieses Blog wert ist. Ich will, habe ich geschrieben, dieses Blog mit etwas mehr „Engagement hochpimpen, um es zu dem führenden progressiven Weblog Österreichs zu machen“ und hinzugefügt: „Je mehr Leute bereit sind, dafür ein bisschen zu spenden, umso besser wird das Ding.“

Die Reaktionen darauf waren sehr ermutigend. Es sind bis heute sehr viele kleine Spenden eingegangen und auch größere – einzelne User haben 50 oder 100 Euro überwiesen. Es ist langsam überfällig, mich bei allen, die so schnell einen Beitrag geleistet haben, auf diesem Weg herzlich zu bedanken. Natürlich kam in der kurzen Zeit nicht soviel Geld zusammen, dass man schon an größere Investitionen oder dramatische Expansionen denken kann – aber es ist ja auch Sommer 😉 Eine Zwischenbilanz und sichtbare Veränderungen wird es dann hoffentlich im Herbst geben.

 

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Die schwere, mit Ausländern „belastete“ Jugend der Maria Fekter

Maria Fekter: Natürlich sehe ich auch die dazugehörigen
Schicksale. Schließlich komme ich aus dem am zweitstärksten belasteten
Bezirk, was den Fremdenanteil betrifft – nämlich Vöcklabruck. Das prägte
meine Kindheit – wir hatten in unserer Firma jede Menge Gastarbeiter –
und prägt nun auch meine politische Arbeit. Daher ist es mir ein großes
Anliegen, ein geordnetes Fremdenrecht zu schaffen.

Nina Kusturica: Ich finde es verletzend zu hören, die
Gegend, in der Sie aufgewachsen sind, sei mit Ausländern „belastet“ .
Diesen Terminus verwendet man bei schlechter Luft, etwa mit Schadstoffen
„belastet“ . 

(Quelle: Standard)

Jetzt wissen wir endlich, warum die Mitzi so eigenartig geworden ist: Weil sie so eine schwere Jugend in einer derart belasteten Gegend hatte. Müsste diese unfassbare Person nicht auch der ÖVP langsam nur mehr peinlich sein?

Liberalismus für Mundtotschläger

Die Kampagne der ÖVP gegen vermögensbezogene Steuern nimmt
ja zunehmend groteske Formen an – kaum ein Tag, an dem nicht gegen
„Eigentumssteuern“ gewettert wird, die angeblich eine „klassische Besteuerung
des Mittelstandes“ darstellen würden – als wäre nicht gerade die Schräglage im
Steuersystem dafür verantwortlich, dass der Mittelstand praktisch keine Chance
mehr hat, Vermögen zu bilden, während sich das Vermögen der Reichsten stetig
exponential vermehrt. Die obersten 1 Prozent der besitzen in Österreich
mittlerweile 27 Prozent der Geldvermögen. Bei Immobilienvermögen ist die
Ungleichverteilung noch drastischer. Die Kollegen von Dummverteilen haben das
hier schön zusammengefasst.

All das ist bekannt. Bemerkenswerter ist, dass die ÖVP und
ihre befreundeten Organisationen wissenschaftliche Stimmen mundtot zu machen
versuchen, die ihnen nicht ins Konzept passen.

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Konservativ – oder nur geisteskrank?

Dieser Tage erweist sich wieder einmal, dass Konservativismus von pathologischem Irrsinn nicht immer leicht zu unterscheiden ist. So plädiert Hans-Jürgen Irmer, immerhin Vize-Chef der CDU-Fraktion im hessischen Landtag, für die Wiedereinführung der Prügelstrafe:

„Wenn, weil man ihn aufgeputscht,
die Hand des Lehrers ausgerutscht
und das ist deshalb vorgekommen,
weil sich Schüler schlecht benommen,
dem Störer wurd‘ eine geschmiert,
dann wird heute prozessiert.
Ganz anders war’s vor vielen Jahren
Als wir noch in der Schule waren.
Man war beschämt und nicht verletzt,
wenn es Ohrfeigen gesetzt,
und man hat es nicht gewagt,
zu Haus‘ darüber sich beklagt.
Hätt‘ man den Eltern dies gepetzt,
dann hätt‘ es noch eine gesetzt.“

Nicht weniger durchgeknallt äußerte sich Eva Herman, die Ex-Tagesschau-Moderatorin und nunmehrige Zentralfigur des christlichen Ultrakonservativismus in Deutschland. Die Todesopfer bei der „Sex- und Drogenorgie Loveparade“ kommentierte sie mit foglenden Worten:

„Eventuell haben hier ja auch ganz andere Mächte mit eingegriffen, um dem schamlosen Treiben endlich ein Ende zu setzen. Was das angeht, kann man nur erleichtert aufatmen!“

Ganz klar: Es war die gerechte Rache Gottes für Sodom und Gomorrha. Der Gott der Liebe muss die Sünder halt gelegentlich bestrafen, und wenn er sie zertrampen und zerquetschen läßt.

Krise vorbei?

„Jubelstimmung in der Wirtschaft“, übertitelte die „Süddeutsche“ in ihrer Wochenendausgabe. Der „Geschäftsklimaindex“ des Münchner Ifo-Insituts, zeigte an, dass die deutschen Unternehmer wieder viel zuversichtlicher in die Zukunft schauen. So hoch war der Index nie seit Ausbruch der Finanzkrise. Und nicht nur die Psychologie – die in der Ökonomie natürlich ein wichtiger Indikator ist – annonciert ein Ende der Stagnation. Im Mai 2010 ist die deutsche Industrieproduktion – verglichen mit dem Mai 2009 – um 12 Prozent gewachsen. Die Anlagenbauer verkaufen wieder ihre Maschinen in die Welt. Na fein!

Da kann man schon auf die Idee kommen: Das Schlimmste ist überstanden und wir sind noch mal mit einem blauen Auge davongekommen. Die Arbeitslosigkeit ist dank sozialstaatlichen Maßnahmen wie Kurzarbeitergeld und Konjunkturprogrammen gar nicht so stark angestiegen, nur unwesentlich höher als vor dem Krach.

Ist ja schön, wenn sich die Stimmung aufhellt. Soll hier gar nicht eingetrübt werden, nein, nein. Nur lebt halt nicht alle Welt in Deutschland. Das zeigt dieser schöne Chart den ich Paul Krugman verdanke.

Arbeitslosigkeit Chart.JPG

„Die Märkte“ sind wieder mal böse

Also, man muss ja wirklich kein Freund der rechtspopulistischen Regierung Orban in Ungarn sein, aber diese Kausalkette sollte man sich doch mal auf der Zunge zergehen lassen: Ungarn will eine Bankensteuer einführen – STOP –  westeuropäische Banken (nicht zuletzt österreichische) sind darüber gar nicht glücklich und machen viel Wind dagegen – STOP – die EU und der IWF drohen mit der Sperrung weiterer Tranchen eines Hilfspaketes – STOP – und Moodys (ja, die Deppen von den Ratingagenturen, genau die) „prüfen“, ob Ungarns Kreditwürdigkeit nicht herabgestuft wird. Wer regiert eigentlich in dieser Welt? Gewählte Regierungen, ob einem die gefallen oder nicht, mal Beiseite gestellt, sind es offenbar nicht.

Die Idee, dass die Arbeit Quelle der Würde sei…

Bei €at, dem Kapitalismuskirtag des Theaters Hausruck hatte ich auch eine kleine Rolle als Marktschreier. Das hab ich dort gesagt.


vorhang 2.jpgIch will ihnen hier als Geschichtenerzähler eine Geschichte erzählen. Oder besser: Geschichte, im Sinne von der Geschichte, von Historie. Kleine Geschichten fügen sich ja zu der Geschichte, zur großen Geschichte. Eine Geschichte der Lohnarbeit könnte nun als folgende Geschichte erzählt werden: Von der Unsicherheit zur Sicherheit und wieder zurück. Von der Unsicherheit zur Sicherheit. Und von der Sicherheit zur Unsicherheit. Sie kann aber auch als Geschichte von Aufstieg und Abstieg des Proletariats erzählt werden. Oder aber als Geschichte von der autoritären Disziplinierung der gefährlichen Klassen hin zur Internalisierung der Disziplin, zur Selbstdisziplin. Im Fabrikwesen gab es Aufseher, Vorarbeiter. Heute ist jeder sein eigener Vorarbeiter. Es gibt also viele Geschichten der Lohnarbeit. Oder anders: Es gibt eine Geschichte der Lohnarbeit, aber sie besteht aus vielen Geschichten. Die Teile fügen sich zusammen zu dem, was man so gerne nennt „Die Transformation der Arbeitswelt“.

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Samstag: „€AT“, der Kapitalismus-Kirtag in Nang-Pu

Hausruck.JPGMorgen, Samstag, ist Kapitalismus-Kirtag in Attnag-Puchheim, inszeniert vom Theater Hausruck – und ich hab auch eine kleine Rolle. Im „Standard“ gabs schon so eine Art Vorab-Besprechung:

In der ehemaligen Polstermöbelfabrik Hasag in Attnang-Puchheim thematisiert man diesen Samstag die Verlierer des Kapitalismus in einer einmalig aufgeführten Großperformance, am realen Schauplatz eines Konkurses. Die Besucher werden dabei zum Humankapital erklärt und einen dreistündigen Abend lang wie Geld verschoben.

Eine „profil“-Reportage von den Vorbereitungen kann man hier lesen.

999 Zuseher werden dabei sein – der Abend ist längst ausverkauft. Aber man kann es sich auch via Live-Stream ansehen. Hier der Link. Ich bin mir ziemlich sicher, das wird eine tolle Sache.